• 16.08.2023 - 08:31 - Quelle: Fehlfarben - Ein Münchner Kulturpodcast

    Es war eine recht lange Pause, aus Gründen, ihr kennt das, aber nun sitzen wir endlich wieder gemeinsam am Tisch, trinken Wein und reden über zwei Ausstellungen. Genauer gesagt, über „(K)ein Puppenheim. Alte Rollenspiele und neue Menschenbilder“ im Stadtmuseum sowie „Friedrich Seidenstücker. Leben in der Stadt“ in der Pinakothek der Moderne.

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    00.00:00. Begrüßung und Vorstellung.

    00.01:30. Blindverkostung Wein 1. Wir trinken heute Rotweine von der Ahr. Der Podcast, den ihr gerade hört, war nämlich für Ende 2021 geplant gewesen, als wir noch kistenweise Flutwein eingekauft haben. Netterweise hatten wir alle noch mindestens eine Flasche aus diesen Kisten im Keller.

    00.03:40. Unsere erste Ausstellung: „(K)ein Puppenheim – Alte Rollenspiele und neue Menschenbilder“. Ich zitiere den Text von der Website des Stadtmuseums:

    „Der Titel der Ausstellung verweist einerseits auf das Theaterstück ‚Nora. Ein Puppenheim‘ von Hendrik Ibsen, in dem die Titelheldin ihr ‚Puppen-Dasein‘ in der Ehe verlässt, andererseits auf die Dekonstruktion der heimeligen und scheinbar beschaulichen Welt des Puppenhauses. Denn es begeistern sich nicht nur Kinder für Puppen, sondern auch Erwachsene, denen sie als Sammelobjekte, Kinderersatz, Kultgegenstand, Fetisch- oder Sexobjekt dienen. […] [Puppen] faszinieren nicht nur als figürliche Nachbildungen des Menschen, sondern auch als Verkörperung geheimer Wünsche, Ängste und Begierden. So werden sie zum Spiegel der Gesellschaft und ihrer vielfältigen Rollenbilder in Geschichte und Gegenwart.“

    Die Ausstellung wurde zusammen mit der Sammlung Goetz realisiert, das heißt, Stücke aus der Sammlung Puppentheater/Schaustellerei des Münchner Stadtmuseums, die als eine der weltweit größten ihrer Art gilt, werden mit zeitgenössischer Kunst kontrastiert.

    00.30:00. Wein 2.

    Nebenbei: Das Begleitheft zur Ausstellung ist sehr empfehlenswert, genau wie die App. Es gibt leider keinen Katalog, sonst hätten wir ihn vermutlich alle erworben.

    00.50:00. Wein 3.

    01.12:30. Fazit: alle Daumen hoch oder anders ausgedrückt: bitte reingehen, lohnt sich, aber: Nehmt euch Zeit, die Ausstellung ist riesig. Sie läuft noch bis zum 7. Januar 2024.

    Ein kleiner Hinweis: Wenn ihr euch eine Karte für das ganze Haus kauft (7 Euro), kommt ihr damit auch gleich noch ins Jüdische Museum. Dort läuft seit Juli „München Displaced. Der Rest der Geretteten“, was durch die Ausstellung „München Displaced. Heimatlos nach 1945“ im Stadtmuseum ergänzt wird. Auch diese Ausstellung geht noch bis zum 7. Januar, die Ausstellung im Jüdischen Museum läuft bis März 2024.

    01.20:00. Wir müssen mal Wein nachschenken, das ist super zum Zuhören.

    01.21:15. Unsere zweite Ausstellung: „Friedrich Seidenstücker. Leben in der Stadt.“ Zitat Website:

    „Seidenstücker (1882–1966) zählt zu den bedeutenden Chronisten des Alltagslebens im Berlin der Weimarer Republik. Seine atmosphärischen Großstadtaufnahmen erzählen von beiläufigen Ereignissen und Begebenheiten: vom leichten Sonntagsvergnügen und dem beschwerlichen Arbeitsalltag, von Kinderspielen auf der Straße und dem Treiben auf Bahnhöfen und im Zoo. Seidenstücker wirft einen augenzwinkernden, oftmals humoristischen Blick auf die Menschen und das Leben in der Metropole.“

    01.42:00. Fazit: ebenfalls alle Daumen hoch. Die Ausstellung besteht nur aus drei Räumen und sechs Themengebieten, man ist schnell durch und bekommt trotzdem viel zu sehen. Sie läuft nur noch bis zum 24. September, also fix rein.

    01.43:00. Wir lösen die Weine auf, waren alle gut, könnt ihr kaufen.

    Wein 1: Josten & Klein (inzwischen anscheinend nur noch Josten), Schiefer Pinot Noir, 2017, 13 %, um die 13 Euro, damals direkt beim Winzer bestellt.

    Wein 2: Weingut Burggarten, Walporzheimer Spätburgunder, 2019, 13.5%, um die 20 Euro.

    Wein 3: Mayschloss Altenahr, Frühburgunder trocken, 2019, 13,5%, um die 20 Euro.

  • 02.11.2021 - 08:51 - Quelle: Fehlfarben - Ein Münchner Kulturpodcast

    Unser letzter Podcast fand im Oktober 2020 statt, als wir alle dachten, so, jetzt noch durch den Winter und 2021 wird dann alles gut. Knurr. Inzidenzen und persönliche Umstände führten dazu, dass wir erst jetzt zur nächsten Aufnahme kamen: Wir schauten uns Heidi BuchersMetamorphosen“ im Haus der Kunst an sowie „ALGA“ von Tue Greenfort in der Eres-Stiftung. Dazu tranken wir Weine aus dem Burgund.

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    00.00:00. Begrüßung und Vorstellung.

    00.01:00. Blindverkostung Wein 1. Ich vergaß natürlich wieder das Foto zu Anfang, deswegen sind unsere liebevoll verklebten Weinetiketten hier schon sichtbar, weil ich das Foto erst nach der Aufnahme gemacht habe.

    00.03:40. Unsere erste Ausstellung: „Metamorphosen“ von Heidi Bucher. Zur Einstimmung empfehlen ich diesen Sechsminüter mit der Kuratorin Jana Baumann (und nicht Hoffmann, wie ich im Podcast behaupte), der ziemlich gut beschreibt, worum es in der Ausstellung geht. Vor allem beginnt er mit einem Blick in den großen Saal des Hauses der Kunst, der gerne durch Stellwände unterteilt wird, um ihm genau diese Größe und Übermächtigkeit zu nehmen (wir erinnern uns: Das Ding wurde 1937 eröffnet). Nun liegen und hängen Latexhäute von Bucher in all ihrer Üppigkeit, unbegrenzt von Deckenhöhen und kleinen Räumen, in diesem Saal und man hat erstmal etwas zum Staunen.

    Die Ausstellung arbeitet nicht chronologisch, Buchers älteste Werke sind an der Kopfseite des großen Saals zu sehen. Ich habe mich vom großen Saal nach rechts gewandt und dort die Haut des „Herrenzimmers“ bewundert, dem Arbeitszimmer ihres verstorbenen Vaters. Neben dem Ausstellungsstück, in das man hineingehen kann, ist ein Video zu sehen, das Bucher bei der Arbeit zeigt. Man sieht hier nicht, wie Bucher ihr Material auf die Wände, Türen und Fenster aufträgt, aber was dann mit ihr passiert, mit dieser Masse aus Textilien, Leim und Latex, die dann zu einer festen Haut wird, die Bucher mit großer Kraftanstrengung in einem Stück abzieht oder eher abreißt, abschlägt. Das ist kein einfaches Abziehen wie ein Stück Plastik von einem neuen Display, sondern ein Zerren, ein Drängen, fast ein Akt der Gewalt, der dort zu sehen ist. Bucher reißt manchmal an zwei Stellen gleichzeitig, diese Häutung ist kein linearer Akt, sondern ein Prozess, der mal hier, mal dort voranschreitet. Die Idee hinter den Häutungen: Haut als Barriere zwischen dem Innen und dem Außen, in der alles eingeschrieben ist. Wenn man sie entfernt, erfährt man mehr über das Darunter und auch über diesen Ideenträger. Florian brachte im Podcast die Idee an, dass es an Totenmasken erinnert, das Festhalten eines Zustands, der inzwischen vermutlich längst vergangen ist, aber noch als Geisterhaut existiert.

    00.35:00. Zwischendurch mal der zweite Wein.

    00.53:00. Unser Fazit: alle möglichen Daumen nach oben. Die Ausstellung läft noch bis zum 13. Februar und ihr solltet sie euch nicht entgehen lassen.

    00.57:45. Der dritte Wein.

    01.01:00. Die zweite Austellung: Tue Greenfort in der Eres-Stiftung, die noch bis zum 29. Januar 2022 läuft. ALGA befasst sich, der Titel lässt es erahnen, mit Algen. ALGA ist, laut Ausstellungstext, die erste größere Einzelausstellung Greenforts, der sich schon öfter mit dem Zusammenhang zwischen Kunst und Naturwissenschaft beschäftigte und den Blick auf die vertraute Natur durch seine Werke verändern will. „Größere Einzelausstellung“ ist dabei ein vorsichtiger Euphemismus, denn die Räume der Eres-Stiftung sind äußerst übersichtlich, so irre viel gab es nicht zu sehen.

    Das war ein deutlicher Unterschied zu den vielen anderen Ausstellungen, die wir hier schon gerne angeschaut hatten, auch weil sie immer eine Wundertüte waren. Über ALGA waren wir auch alles andere als einer Meinung, aber, und auch deshalb mag ich den Podcast so gern, ich habe meine Meinung über die Ausstellung während der Diskussion geändert. Wir schweifen ein bisschen ab und sprechen generell darüber, ob Kunst nur in einem gewissen Kontext als Kunst zu erkennen ist, und ich konnte mal wieder meine geliebte Story über Joshua Bell anbringen, den Weltklassegeiger, den die Washington Post mit seiner Stradivari in eine U-Bahn-Station stellte, um herauszufinden, ob die Leute diese Kunst erkennen oder denken, och nee, schon wieder ein nerviger Musikant. (Spoiler: letzteres.) Hier die mit einem Pulitzer ausgezeichnete Story in der WaPo, hier eine etwas faule Zusammenfassung in der SZ.

    01.33:00. Fazit: zwei halbherzige Daumen hoch, einer ganzherzig. Endlich mal ein bisschen Differenz am Tisch.

    01.35:00. Wir lösen die Weine auf; die waren alle gut, aber die 1 wurde von uns allen auf den dritten Platz gesetzt, ich mochte die 2 am liebsten, Felix und Florian die 3.

    Wein 1: Couvent des Jacobins, Weingut Louis Jadot, Pinot Noir, 2019, 13%, bei Belvini.de für 20 Euro.

    Wein 2: Irancy Village, Weingut Maison de la Chapelle, Pinot Noir, 2019, 13,5%, bei Lobenbergs gute Weine für 20 Euro.

    Wein 3: Irancy Les Beaux Monts, Weingut Maison de la Chapelle, Pinot Noir, 2018, 14%, bei Lobenbergs gute Weine für 29 Euro.

  • 14.10.2020 - 09:00 - Quelle: Fehlfarben - Ein Münchner Kulturpodcast

    Dieses Mal habt ihr noch richtig Zeit, in die beiden Ausstellungen zu gehen, die wir besprechen: „Welt im Umbruch. Von Otto Dix bis August Sander – Kunst der 20er Jahre“ im Stadtmuseum sowie „About Us. Junge Fotografie aus China“ in der Alexander-Tutsek-Stiftung laufen beide noch bis Januar 2021. Vielleicht einen Gutschein dafür in den Adventskalender basteln?

    In other news habe ich mal wieder vergessen, ein gutes Foto zu machen, weswegen ihr die schon aufgedeckten Furmint-Flaschen seht, die wir nach der Aufnahme total selbstlos leertranken.

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    00.00:00. Begrüßung und Vorstellung.

    00.00:55. Blindverkostung Wein 1.

    00.03:45. Unsere erste Ausstellung: „Welt im Umbruch.“ Wir haben etwas am Titel zu mosern und stürzen uns auch gleich in die Diskussion, warum die Ausstellung die 20er-Jahre betont, ein Großteil der ausgestellten Werke aber aus den 30ern ist. Das ist, wie langjährige Mitleserinnen ahnen, genau meine Seifenkiste, auf die ich klettere, vermutlich zu lang, sorry. (Vielleicht sollte ich nach 100 Jahren mal erklären, woher der Begriff Seifenkiste kommt.)

    Wir erwähnen ein tolles „Selbstbildnis“ (1932) von Fridel Dethleffs-Edelmann und sprechen länger über Barthel Gilles’ „Selbstbildnis mit Gasmaske“ (1929). Ich monologisiere ewig über meinen Helden Carl Grossberg, von dem mehrere Werke zu sehen sind, die aber teilweise nicht als eigenständige Kunstwerke geplant waren, sondern als Aufträge entstanden. Zum Beispiel das „Stahlskelett“ (1935), das in Westermanns Monatsheften 1935 als Teil einer Serie zur deutschen Industrie unter dem Titel „Reichsluftfahrtministerium Berlin“ abgedruckt war (auch als Aquarell unter diesem Titel im Nachlass), oder die Lithografie für die BEWAG-Werke, deren Motiv vom Direktor des Betriebs ausgesucht wurde. Das ändert natürlich nichts daran, dass die Arbeiten toll sind, aber ich hätte mir da etwas mehr Infos am Bild gewünscht.

    Dann meckere ich ewig darüber rum, dass Fotos von Erna Lendvai-Dircksen zu sehen sind, die aus den 1930er-Jahren sind und erwähne mal wieder ein winziges bisschen die Autobahnen because I can. Ich zitiere außerdem des Öfteren aus dem AKL, das doch etwas differenziertere biografische Daten hat als die Wikipedia, die ich gerade was das Thema Kunst rund um den NS angeht, als immer übler recherchiert empfinde. Wir schwärmen natürlich von August Sander, ich freue mich über meinen Liebling, den Konditormeister, wir erwähnen die Fotografinnen, die uns auffielen, und dann geraten Felix und ich kurz aneinander.

    Was ich vergaß zu erwähnen: Die Ausstellung beginnt quasi schon vor der Ausstellung – an den Fenstern vor den ersten Räumen hängen alte Zeitungen, Artikel und Werbung gemeinsam, das fand ich einen schönen Reinkommer bzw. Rausschmeißer.

    00.34:40. Mittendrin mal Wein 2, während wir uns darüber echauffieren, dass viele Werke aus Münchner Sammlungen gar nicht so recht ins Konzept passen. Trotzdem schön, sie zu sehen, wir hadern auf hohem Niveau. Immerhin hat das Stadtmuseum die falsche Bildunterschrift bei einem meiner liebsten Grossbergs geändert. (Beim Nachhören merke ich gerade, dass ich über die „üblichen Verdächtigen“ meckere, aber dann doch vieles gesehen habe, das ich noch nicht kannte. Verdammter Podcast. Nie kann man korrekturlesen!)

    00.47:25. Wieder mittendrin: Wein 3.

    01.03:00. Wir mäandern ums Fazit, einigen uns aber auf eine Anschauempfehlung. Wie immer. Läuft noch bis zum 10. Januar 2021.

    01.09:25. Unsere zweite Ausstellungsbesprechung ist etwas kürzer, weil wir so lange mit dem Stadtmuseum ringen mussten. Von chinesischer Fotografie haben wir alle keine Ahnung, fanden die Ausstellung aber mit kleinen Abstrichen sehr sehenswert. Wir erwähnen unter anderem Cai Dongdong, die Menschenbilder von Wang Ningde, Werke von Rong Rong und Inri und fragten uns in diesem Zusammenhang, wer eigentlich das ikonische Foto von John Lennon und Yoko Ono gemacht hat, und das war natürlich Annie Leibovitz. Wieder was gelernt, Anschauempfehlung, läuft noch bis zum 21. Januar 2021.

    01.39:40. Wir lösen unsere Weine auf, die wir alle nochmal trinken würden:

    Wein 1: Kikelet, Tokaji Furmint Lónyai 2018, 13%, für 17 Euro im Online-Shop des Broeding (geht ins Broeding!).

    Wein 2: Michael Wenzel, Furmint aus dem Quarz 2018, unfiltriert, 12%, für 17,50 bei Lobenbergs gute Weine.

    Wein 3: Vino Gross, Gorca Furmint 2018, 12,5%, für 17,60 Euro bei Weinfurore, erstmals getrunken beim Mast in Wien (geht ins Mast!).

  • 22.07.2020 - 09:11 - Quelle: Fehlfarben - Ein Münchner Kulturpodcast

    Nach einer Zwangspause von fast einem halben Jahr meldet sich unser kleiner, feiner, weinseliger Podcast zurück. Das tat sehr gut, mal wieder über Kunst sprechen zu können und nebenbei eine Runde neuseeländische Weißweine zu verkosten. Dabei haben wir leider das Mikro kurz aus den Augen verloren, weswegen unsere Tonqualität einen Hauch schlechter ist als sonst, Entschuldigung!

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    00.00:00. Begrüßung und Vorstellung.

    00.01:50. Wein 1.

    00.03:40. Unsere erste Ausstellung: Radio-Aktivität im Lenbachhaus. Es geht um, laut Untertitel, „Kollektive mit Sendungsbewusstsein“. Wir sprechen über die wenigen Gemälde, die zu sehen sind, beschäftigen uns länger mit den Theorien, die durch Publikationen, Filmausschnitte und Kunstwerke angerissen werden, fragen uns, ob Bertolt Brecht Twitter doof gefunden hätte und ob Podcasts nicht genau seiner Radiotheorie entsprechen. Denn eine Frage, die die Ausstellung gleich im Einleitungstext stellt, lautet: Wer spricht und zu wem wird gesprochen?

    Ihr könnt uns netterweise beim Denken folgen, denn das Lenbachhaus hat diverse Materialien online gestellt, jetzt, wo vielleicht noch nicht wieder alle in ein Museum möchten. Hier alle Ausstellungstexte, und im Folgenden die Gemälde, die im ersten Raum zu sehen sind: Kurt Günther: Der Radionist, 1927; Kurt Weinhold: Mann mit Radio (Homo Sapiens), 1929; Wilhelm Heise: Verblühender Frühling – Selbstbildnis als Radiobastler, 1926 (einer meiner Lieblinge im Lenbachhaus); Max Radler: Der Radiohörer, 1930.

    00.29:00. Fazit: mehr zu lesen als zu gucken, aber ein gutes Sprungbrett für weitere Gedanken. Die Ausstellung läuft noch bis zum 13. September. Im Nachgang fragten F. und ich uns, ob die Schau auch deshalb mit relativ wenigen Exponaten auskommt, weil durch die Coronakrise Transporte erschwert wurden.

    00.30:00. Wein 2.

    00.32:20. Unsere zweite Ausstellung läuft im Kunstbau des Lenbachhauses: Sheela Gowda zeigte in raumfüllenden Installationen It … matters. Die indische Künstlerin arbeitet mit Materialien aus ihrer Umgebung und erzählt damit Geschichten; ihre Themen sind unter anderem, Zitat Begleitheft, „Arbeitsbedingungen, Produktionskreisläufe, urbane Infrastruktur“ sowie „traditionelles und modernes Leben“.

    Hier stellte das Lenbachhaus netterweise gleich das komplette Begleitheft mit Bildern (!) und Texten online, das man auch in der Ausstellung bekommt; die Werke selbst sind nur mit Titel, Entstehungsjahr und Material ausgeschildert, sehr entspannend. Was ebenfalls entspannend war und von Florian und mir angesprochen wurde: Wie toll der Raum genutzt wurde. Man wollte fast mit ausgebreiteten Armen die Rampe zum Raum hinunterschreiten, so faszinierend war bereits der erste Eindruck. Wir erwähnen den Film, der im Kunstbau gezeigt wird; den findet ihr hier, während auf der eben verlinkten Ausstellungsseite noch weitere Clips und Werkabbildungen zu sehen sind.

    01.03:00 Wein 3.

    01.18:30. Fazit: Alle Daumen hoch für Frau Gowda. Ihr könnt euch die Wunderwerke noch bis zum 18. Oktober anschauen.

    01.19:30. Wir lösen die Weine auf, 2 und 3 nahmen sich kaum was, aber wir krönten die 3 zum Sieger.

    1. Konrad Wines: Hole in the Water 2019, Sauvignon blanc, 12,5%, bei wine-in-black für 11,65 Euro.

    2. Cloudy Bay, Te Koko 2012, Sauvignon blanc, 13,5%. Der Wein war ein Geschenk von Felix von vor fünf Jahren, weswegen ich mir das Weinthema „irgendwas Weißes aus NZ“ ausgesucht hatte; ich möchte gerade nichts kaufen, was nicht sein muss. Wir hatten dann netterweise drei Sauvignons am Tisch. Keine Ahnung, was der Wein damals gekostet hat, heute ist er für um die 50 Euro die Flasche zu haben. (Sagt Google.)

    3. Noch ein Cloudy Bay, Sauvignon blanc 2019, 13%. Ich glaube, Flo erwähnt die 24,80 Euro für die Flasche, aber keine Bezugsquelle, wir sind wirklich etwas aus der Übung. Bitte selbst im Weinladen eures Vertrauens nachfragen.

  • 12.01.2020 - 20:39 - Quelle: Fehlfarben - Ein Münchner Kulturpodcast

    Felix und Florian meinten nach der Aufnahme, dass sie sich alle Kalauer verkniffen hätten. Dann haue ich die jetzt raus: „Willkommen zum Inneneinrichtungspodast Fehlfarben. Bitte verlieren Sie nicht den Faden!“


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    00.00:00. Begrüßung und Vorstellung.

    00.00:45. Blindverkostung Wein 1. Heute haben wir drei hundertprozentige Monastrells im Glas, die uns alle schon vom Duft betrunken machen.

    00.03:30. Die erste Ausstellung: Die Fäden der Moderne in der Hypo-Kunsthalle. In der Ausstellung gibt es Wandteppiche aus der Pariser Manufacture des Gobelins und ein paar ausgesuchte Möbel mit gewebten Polstern zu sehen, was sich erstmal total langweilig anhört. Überraschung: ist es aber nicht, ganz im Gegenteil.

    00.38:20. Wir nippen an Wein 2.

    00.52:45. Fazit der ersten Ausstellung: Alle begeistert, bitte reingehen, läuft noch bis zum 8. März. Montag ist in der Kunsthalle übrigens der Tag, wo der Eintritt etwas günstiger ist.

    00.55:25. Und gleich noch Wein 3 hinterher, nach dem wir spontan und verfrüht Wein 1 zum klaren Sieger am Tisch erklärten. Wein 2 und 3 waren nett, Wein 1 war großartig. Und wie Flo und ich schon vermutet hatten, logischerweise auch der teuerste.

    00.58:35. Die zweite Ausstellung: Innenleben im Haus der Kunst. Die Schau versammelt Arbeiten von vier Künstlerinnen – genauer gesagt: Njideka Akunyili Crosby, Leonor Antunes, Henrike Naumann und Adriana Varejão – unter einem etwas beliebig hingedengelten Thema, aber das war uns schlussendlich egal, denn uns gefiel alles, was wir sahen.

    Ich zitiere im Podcast die sehr lesenswerte Speer-Biografie von Magnus Brechtken (S. 543, falls ihr mitlesen wollt), als wir über Henrike Naumann sprechen. Zu ihrem Werk gaben wir alle zu, dass man ohne den Wandtext doch vermutlich eher aufgeschmissen ist, falls man mit ihrer Arbeit nicht vertraut ist. Vielleicht lohnt sich hier auch der Audioguide – den haben wir alle nicht benutzt, aber falls ihr reingeht, könnte der hilfreich sein.

    01.41:00. Fazit der zweiten Ausstellung: auch hier alle Daumen hoch, läuft noch bis zum 29. März. Wenn man sich die großen Säle spart und nur in diese Ausstellung geht, kostet sie nur 8 Euro (6 Euro ermäßigt).

    Wir lösen die Weine auf:

    Wein 1 von Felix: Weingut Enrique Mendoza, Estrecho, Monastrell 2016, 14%, für 24,90 Euro bei vinos.de.

    Wein 2 von Anke: Weingut De Moya, Gloria, Monastrell 2016, 14%, für 9,50 Euro bei belvini.de.

    Wein 3 von Florian: Weingut Enrique Mendoza, La Tremenda, Monastrell 2017, 14%, für 9,95 Euro bei vinos.de.

  • 16.12.2019 - 07:58 - Quelle: Fehlfarben - Ein Münchner Kulturpodcast

    Überraschend spannende Ausstellungen und drei Weine, mit denen wir auch nicht so gerechnet hatten: Wir hatten einen guten Abend.


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    00.00:00. Begrüßung und Vorstellung.

    00.00:50. Blindverkostung Wein 1. Wir trinken heute Silvaner, die sich, ich nehme alle Pointen vorweg, als durch die Bank großartig herausstellen.

    00.03:13. Unsere erste Ausstellung: Senga Nengudi, Topologien in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus. Ich klaue ein Zitat von der dortigen Website: „Eine legendäre Avantgarde-Künstlerin, deren bedeutende Installationen in einen Koffer passen – so beschrieb die Künstlerkollegin Lorraine O’Grady einst Senga Nengudi und ihr Werk. Seit fünf Jahrzehnten entwickelt Nengudi, die 1943 in Chicago geboren wurde, ein einzigartiges Œuvre, das sich zwischen Bildhauerei, Performance und Tanz bewegt.“ Tollerweise hatten wir alles davon vor der Nase: eine aufgezeichnete Performance, ein paar per Fotos, skulpturale Werke sowie Installationen. Dazu spannende Materialien und verschiedene Wege, sich den städtischen Raum wiederzuerobern.

    Von uns gab’s drei Daumen nach oben und eine Anschauempfehlung. Läuft nur noch bis zum 19. Januar 2020, also schnell rein. Ist auch, und das ist jetzt nicht abfällig gemeint, nicht so sehr groß, weil die übersichtliche Anzahl von Stücken reicht, um ihr Werk abzubilden oder wenigstens anzureißen, und daher braucht man auch keine fünf Stunden, um durchzugehen.

    00.36:55. Blindverkostung Wein 2.

    00.43:55. Unsere zweite Ausstellung: eine Retrospektive des Fotografen O. Winston Links im Kunstfoyer der Versicherungskammer. Die Ausstellung hat uns alle zu kindlichen Eisenbahnfans werden lassen, obwohl wir total analytisch an dokumentarische Fotos rangehen wollten. Hat überhaupt nicht geklappt, so „irrwitzig“ (O-Ton Felix) waren die Bilder (und Töne!). Daher natürlich auch eine Anschauempfehlung; läuft noch bis zum 26. Januar 2020 und kostet wie immer im Kunstfoyer keinen Cent.

    01.04:00. Blindverkostung Wein 3.

    01.24:15. Wir lösen die Weine auf, aber wir konnten uns nicht für einen Sieger entscheiden, weil alle drei sehr sympathische und äußerst eigene Charaktere waren. Den Orange Wine haben wir dann doch auf Platz 1 gesetzt, weil er am spannendsten war, aber wir würden von allen eine Kiste trinken wollen. Oder zwei.

    Wein 1 von Flo: Weingut Wechsler, Pet Nat Fehlfarbe, Rheinhessen 2018, Schaumwein, 11,5%, bei 8 Green Bottles für 16,50€.

    Wein 2 von Anke: Kerstin Laufer, Silvaner trocken, Franken 2018, 12%, bei WirWinzer.de für 7,90€.

    Wein 3 von Felix: Geiger & Söhne, Silvaner mundart Kabinett trocken, Franken 2018, 13%, beim Winzer für 7€.

     

  • 13.10.2019 - 10:28 - Quelle: Fehlfarben - Ein Münchner Kulturpodcast

    Dieses Mal ist mir mittendrin eingefallen, ein Foto zu machen, weil wir es vorher wieder vergessen hatten. Falls ihr also irgendwann ein Stühlerücken hört – das war ich.


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    00.00:00. Begrüßung und Vorstellung.

    00.00:42. Blindverkostung Wein 1. Wir trinken aus mir inzwischen nicht mehr nachvollziehbaren Gründen deutschen Chardonnay.

    00.03:22. Unsere erste Ausstellung: ZERO GRAVITY – Apollo 11 and the new notion of space in der Eres-Stiftung. Wir stellen mitten im Reden fest, dass wir viel zu viel quengeln, denn eigentlich mochten wir die Ausstellung. Von Felix gibt’s Interessantes zu Wernher von Braun, Flo entpuppt sich als totaler Mondfahrtfan und weist auf ein Interview mit Charles Moss Duke hin, und ich will schwebende Kissen von Warhol fürs Arbeitszimmer haben.

    Drei Daumen hoch, und ihr könnt noch bis zum 1. Februar für lau in der Ausstellung vorbeischauen.

    00.29:20. Blindverkostung Wein 2.

    00.49:40. Blindverkostung Wein 3.

    00.51:20: Die zweite Ausstellung: Nachts. Zwischen Traum und Wirklichkeit in der Sammlung Goetz im Haus der Kunst. Viele Videos, von denen wir einige erzählen und toll fanden, aber eigentlich hat nur jeder darauf gewartet, endlich über unseren totalen Liebling Hans op de Beeck sprechen zu können, in den wir uns schon 2014 verknallt hatten.

    Ihr könnt euch The Thread aus der Ausstellung auf seiner Website anschauen, aber hey, geht doch einfach im Haus der Kunst vorbei und guckt es in groß in einem dunklen Raum. Dann habt ihr auch seinen Copyright-Rahmen nicht dauernd im Bild.

    Auch für diese Ausstellung alle Daumen hoch. Läuft noch bis zum 6. Januar 2020 im ehemaligen Luftschutzbunker auf der Rückseite des Gebäudes und kostet nur fünf Euro.

    01.31:30. Auflösung der Weine. Wir verzichten dieses Mal auf ein Ranking, denn irgendwie wollen wir alle nicht nochmal trinken. Sorry, Chardy!

    Wein 1 von Felix: „Pastorenstück“ vom Weingut Metzger, Pfalz, 2018, 12,5%, bei wirwinzer.de für 7,95 Euro.

    Wein 2 von mir: „Vom Korallenriff“ vom Weingut Hofmann, Rheinhessen, 2018, 13%, bei vinexus.de für 9,95 Euro.

    Wein 3 von Flo: „Vom Kalkmergel“ vom Weingut Fogt, Rheinhessen, 2018, 13,5%, bei weinfreunde.de für 9,80 Euro.

  • 04.09.2019 - 08:07 - Quelle: Fehlfarben - Ein Münchner Kulturpodcast

    Vor einigen Wochen wurden wir interviewt und (natürlich) am Museum Brandhorst fotografiert, der allseits anerkannten Tapete, wenn es um Kunst gehen soll – heute steht das Ergebnis in der Süddeutschen. Unter „Kulturverkostung“ kann man ein bisschen über uns und unsere Arbeit lesen. Wie die Autorin allerdings auf eine angebliche WG-Küche gekommen ist, in der wir uns unterhalten, wissen wir auch nicht.

    Trotzdem danke für das nette Gespräch, wir freuen uns, in einer Reihe mit weiteren spannenden Münchner Kulturpodcasts zu stehen, die man leider nicht gesammelt verlinken kann. Hallo, SZ?

  • 15.08.2019 - 18:08 - Quelle: Fehlfarben - Ein Münchner Kulturpodcast

    Drei Ausstellungen, drei Weine. Als ob wir es geplant hätten!


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    00.00:00. Begrüßung und Vorstellung.

    00.01:40. Blindverkostung Wein 1. Heute haben wir Kerner im Glas.

    00.03:30. Unsere erste Ausstellung war BODY CHECK: Martin Kippenberger – Maria Lassnig im Kunstbau des Lenbachhauses. Die Ausstellung ballert Werke von Lassnig (yay) und Kippenberger (nicht ganz so yay) zusammen, und wir haben auch nach einer Diskussion von 45 Minuten nicht verstanden, wieso eigentlich. Aber ihr solltet natürlich trotzdem reingehen. Die Ausstellung läuft nur noch bis zum 15. September.

    00.33:10. Blindverkostung Wein 2.

    00.47:50. Blindverkostung Wein 3.

    00.53:20. Die zweite Ausstellung: Von der Fotografin Aenne Biermann hatten wir vorher noch nie gehört, was wir sehr bedauerten, denn die Schau Vertrautheit mit den Dingen hat uns allen sehr gut gefallen. Wir erwähnen in der Diskussion eine Dame mit Monokel und in diesem Zusammenhang das Porträt von Sylvia von Harden, das Otto Dix 1926 malte. Die Ausstellung läuft noch bis zum 13. Oktober.

    Schwabentipp: Am Sonntag kostet der Eintritt in die Pinakothek der Moderne nur einen lausigen Euro. Und ihr könnt gleich die nächste Wand mitnehmen:

    01.20:00. Denn von Franz Radziwill hängen nur vier Werke plus ein Schmidt-Rottluff. In Zwei Seiten eines Künstlers zeigt die Pinakothek ein Gemälde, das von beiden Seiten der Leinwand bemalt ist. Ich erwähne meinen Blogeintrag zum Saal 13, in dem die Pinakothek als erstes Kunstmuseum in Deutschland bewusst NS-konforme Kunst zeigte. Der Saal ist heute leicht anders gehängt und meiner Meinung nach etwas schwächer. Ich erwähne auch ein Bild von Wilhelm Lachnit, der sein Werk Mädchen mit Schmuck im Nationalen Porträtwettbewerb 1936 einreichte. Natürlich auch hier: Anschauempfehlung, läuft noch bis zum 31. Dezember.

    01.38:45. Wir lösen die Weine auf; Wein 2 landete zweimal auf dem ersten Platz, die anderen beiden lagen nicht weit dahinter. Kann man alles prima wegtrinken.

    Wein 1 von Flo: Weingut Manni Nössing, Südtirol Eisackertaler Kerner 2017, 13,5%, bei der Weinhandlung Bergwein in München gekauft für 16,70 Euro.

    Wein 2 von mir: Weingut Kerstin Laufer, Unterhaider Röthla Kerner trocken, 2017, 12%, bei wirwinzer.de bestellt für 12 Euro.

    Wein 3 von Felix: Weingut Geiger & Söhne, mundart Kerner Kabinett trocken, Thüngersheim Scharlachberg 2018, 13,5%, bei wirwinzer.de bestellt für 6,70 Euro.

  • 17.06.2019 - 10:14 - Quelle: Fehlfarben - Ein Münchner Kulturpodcast

    Mal wieder vergessen, unser traditionelles Foto vom Tisch mit unseren Notizen und den Weingläsern zu machen. Wir lernen das noch!

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    00.00:00. Begrüßung und Vorstellung.

    00.00:50. Der erste Wein. Wir trinken heute Gewürztraminer.

    00.02:22. Wir beginnen mit der ersten Ausstellung: El AnatsuiTriumphant Scale im Haus der Kunst. Die Ausstellung läuft noch bis zum 28. Juli und wir verbringen die nächsten 45 Minuten damit, euch zu erklären, warum ihr da unbedingt reingehen müsst. Ich glaube, der beste Grund, und wenn ich mich richtig erinnere, sagen wir das in irgendeiner Form auch alle mal während des Podcasts, ist: Sowas habe ich noch nie gesehen.

    Ein Großteil der Werke von Anatsui besteht aus Flaschenverschlüssen bzw. den Banderolen aus Aluminium um den Flaschenhals. Dieses Ausgangsmaterial bearbeitet er: Er nutzt nur die kleine runde Fläche ganz oben am Korken, er walzt die Banderole platt zu glatten, schimmernden Rechtecken, die er wie Stoffstücke aneinanderfügt, er zerschneidet die Banderolen zu dünnen Ringen und verknüpft diese mit Kupferdraht zu Vorhängen, die uns an Kettenhemden und Zauberwälder erinnerten, vor allem, weil sie zehn Meter hoch von der Decke des Hauses der Kunst um uns herum hingen. Dieses so armselig scheinende Material verwandelt Ausstellungsräume in Landkarten, Zeittafeln, Festgewänder und Blumenmeere und hat uns über alle Maßen fasziniert.

    00.10.00. Die Dame, deren Name mir nicht einfällt, ist natürlich Chimamanda Ngozi Adichie. Ich erwähne, immerhin das Wort fiel mir noch ein, wax prints.

    00.11:50. Felix spricht das Werk Logolili Logarithm (2019) an, das speziell für die Räume im Haus der Kunst gefertigt wurde. Das kann man im Flyer zur Ausstellung in der Gallery 2 sehen.

    00.25:50. Der zweite Wein.

    00.38:00. Der dritte Wein.

    00.42:10. Wir sprechen auch noch über Anatsuis Holzarbeiten sowie seine völlig irre Keramik (mit Star-Wars-Referenz!). Ich zitiere einen Teil des Wandtextes, der von der „Ästhetik der Fragmentierung“ spricht und meiner Meinung nach die ganze Ausstellung sehr schön zusammenfasst. Aber gerade die Keramik. Felix erwähnt Anatsuis „innere Logik“, was ich auch für eine gute Beschreibung halte.

    00.49:40. Eine letzte Verbeugung vor Okwui Enwezor, dessen letzte mitkuratierte Ausstellung das war (und der mit dem weiteren Kurator Chika Okeke-Agulu auch den Katalog noch mit herausgegeben hat); Felix nannte uns intern schon einen Enwezor-Fan-Podcast. Das mündet dann gleich in unser Fazit, das natürlich lautet: reingehen.

    00.54:40. Die zweite Ausstellung: eine Retrospektive von Saul Leiter, der heute, nach seiner Wiederentdeckung 1997, als Pionier der Farbfotografie gilt. Die Ausstellung läuft im Kunstfoyer der Versicherungskammer in der Maximilianstraße noch bis zum 15. September, ist täglich geöffnet und koschdet nichts.

    Leiter war in den 1950er Jahren schon an zwei kleinen Ausstellungen im MoMA beteiligt, allerdings mit Werken in Schwarzweiß. Farbe galt damals noch als Gestaltungsmittel für Werbung und ähnlichen low-brow-Kram, aber nicht für die hehre Kunst. Was man heute kaum noch fassen kann, gerade wenn man sich seine Bilder anschaut. Die Kunstwelt fand Farbe erst ab William Eggleston 1976 toll. Danke, Kunstwelt, du Quatschnase. Du bist schuld daran, dass der gute Herr Leiter sich sein Geld mit Werbung bzw. Modefotografie für unter anderem Harper’s Bazaar verdienen musste.

    Wir sprechen wie immer über einzelne Werke, hängen aber für mich überraschend sehr an einem 15-minütigen Filmausschnitt fest, in dem der Mann druckreife Aphorismen von sich gibt.

    00.58:00. Ich spreche darüber, dass ich Leiters Straßenfotografie so mag, weil sie eher die Stadt als die Menschen zeigt: die Muster, die Atmosphäre, die Bewegungen einer Stadt, und beschreibe zwei Bilder. Dann ballern wir uns mit den Lieblingszitaten zu, und ab 01.08:00 rege ich mich über die doofe Modefotografie auf – im Vergleich zu Leiters Street Photography. Es gibt tolle Modefotografie und seine ist natürlich auch toll, aber sie kackt halt so ab im Vergleich zum Rest seines Werks.

    01.22:00. Wir sprechen über ein Selbstporträt und grüßen Collinas Erben.

    1.31:00. Flo erinnert daran, dass der Film In No Great Hurry. 13 Lessons in Life with Saul Leiter, aus dem wir dauernd zitieren, auch in Gänze gesehen werden kann: Mittwoch, 17. Juli, 19:00 Uhr und Sonntag, 15. September, 17:00 Uhr im Jüdischen Gemeindezentrum am St.-Jakobs-Platz. Bitte anmelden.

    01.33:00. Wir lösen die Weine auf: Wein 1 gefiel uns allen am besten.

    Wein 1: Kuhlmann Platz Gewürztraminer Rosacker, Alsace AOP, Grand Cru, 2016, 13%, bei Hawesko für 20 Euro.

    Wein 2: Weingut Kesselring Gewürztraminer trocken, Pfalz, 2018, 13%, bio und vegan, bei Wir Winzer für 8,50 Euro.

    Wein 3: Domaine Dusenbach Gewürztraminer, Terroir Lieu-Dit Altenbourg, 2016, 13%, bei vinexus.de für 17 Euro.